ON THE ROAD AGAIN

Künstlerhaus Wien, 18.2. – 21.5.2023

Kuratiert von Christian Helbock und Simon Mraz

“Somewhere there is another way of Living,
Somewhere there is another way of Thinking,
Somewhere there is another way of Sharing”
(Bugge Wesseltoft, “Sharing”, 1998)

Mit der Ausstellung ON THE ROAD AGAIN finden 24 künstlerische Positionen zeitgenössischer Kunst aus Österreich, konzipiert und realisiert für 23 Städte rund um die Welt als Abschluss der gleichnamigen Ausschreibung in Wien zu einer Gruppenausstellung zusammen. Das Projekt erstreckt sich über einen Zeitraum von drei Jahren – Ausschreibung und Auswahl: 2021, Projektumsetzung: 2022, Gruppenausstellung: 2023.

Die Idee der zu Grunde liegenden gleichnamigen Ausschreibung „On the Road Again“ war es, das österreichische Auslandskultur Netzwerk und dessen Ressourcen für eine Post-Covid-Initiative zu nutzen und Künstler*innen mit Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in Österreich zu neuen Projekten rund um die Welt zu animieren. „On the Road Again“ sollte dabei die erste gemeinsame Ausschreibung der österreichischen Kulturforen für bildende/Medien-Künstler*innen werden. Gesucht waren Konzepte, die sich mit dem jeweiligen Gastland und dem Generalthema auseinandersetzten. Neue künstlerische Arbeiten bzw. ortsspezifische Installationen entstanden an den österreichischen Kulturforen folgender Städte: Belgrad, Berlin, Bratislava, Budapest, Bukarest, Instanbul, Kiev, Kraków, London, Lubljana, Mexiko, New York, Peking, Prag, Rom, San Francisco, Sarajewo, Teheran, Tel Aviv, Tokio, Warszawa, Washington und Zagreb.

Thema: Umbruch in Gesellschaft und Ökologie – Österreichische Künstler*innen stellen sich Realitäten, die uns alle auf der ganzen Welt betreffen. Unsere Gesellschaft ist im Umbruch, ebenso wie das wirtschaftliche und politische Umfeld, in dem wir leben. Es ist die Welt selbst, die sich verändert, nicht zuletzt durch das sorglose Tun des Menschen.

Jede einzelne künstlerische Arbeit entstand in Auseinandersetzung mit einem bestimmten Land, einem Ort – nimmt eine Spur, einen konkreten Aspekt eines breiten Gesamtthemas auf, das uns alle betrifft, Ängste bewusstmacht, ein Stück Realität künstlerisch sichtbar macht. Die Arbeiten sollten dabei gleichwohl Aspekte einer gemeinsamen ökologisch-sozialen Gesamtkrise darstellen, aber auch gefühlte Ängste, visionäre Arbeiten, vielleicht sogar Perspektiven aufzeigen.

Angesprochen werden sollte ein möglichst breites Spektrum österreichischen gegenwärtigen Kunstschaffens: auf Altersgrenzen zur Teilnahme wurde verzichtet, eingeladen waren Künstler*innen, deren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in Österreich liegt, ungeachtet ihres Reisepasses. Fast 500 Einreichungen erreichten die Organisator*innen. Die Ausstellung gibt neben der Präsentation der ausgewählten Werke elektronisch die Möglichkeit, auch alle anderen Einreichungen zu sehen und einen Publikumspreis zu ermitteln.

Künstler:innen: Linda Berger, Ramesch Daha, Julia Goodman und Gabriele Edlbauer, Aglaia Konrad, Matthias Klos, Holger Lang und Martina Tritthart (Mutual Loop), Claudia Larcher, Rosmarie Lukasser, Christian Kosmas Mayer, Jelena Micić, Maaijke Middelbeek, Ernst Miesgang, Stefanie Moshammer, Marija Nujic und Vanja Fuchs (mit Arbeiten von Josepha Edbauer, Mathias Hanin, Kaja Clara Joo, Georgij Melnikov, Hidéo Snes), Olaf Osten, Zara Pfeifer, Rainer Prohaska, Werner Reiterer, Darja Shatalova, Paul Spendier, Martina Tscherni, Anna Witt, Joanna Zabielska, Barbara Eichhorn und Anna Khodorkovskaya, Reinhold Zisser

Jury: Silvie Aigner, Martin Böhm, Christian Helbock, Brigitte Kowanz, Christoph Thun-Hohenstein

https://www.k-haus.at/besuch/kalender/ausstellung/417/on-the-road-again.htm

Mutual Loop, Omission Possible / s[a]it{life}, Videoinstallationen und performative Tour, Sala Omnia, Bukarest, 26.–28.8.2022

PRESSE:

Am Ende einer langen Reise – On The Road Again in der Künstlerhaus Vereinigung

Das Künstlerhaus führt uns in seiner aktuellen Ausstellung einmal fast um die ganze Welt.

Fast fünfzig Jahre besaß die 1861 gegründete Künstlervereinigung ihr 1868 eröffnetes Künstlerhaus am Karlsplatz im Alleineigentum. Das endete 2015, seither hält sie nur mehr eine Sperrminorität, der Rest gehört der Haselsteiner Familienprivatstiftung, die es wiederum der Albertina vermietet. Seither steht der Künstlervereinigung nur noch das obere Stockwerk ihres Stammhauses zur Verfügung. Mit der aktuellen Ausstellung weiten sich die wenigen Räume aber in die ganze Welt hinaus. Denn hier kommen unter dem Post-Corona-geprägten Titel „On the road again“ weittragende Projekte zusammen. Es ist keine normale Gruppenausstellung.

Kuratiert von Christian Helbock und Simon Mraz, wurden die 24 Projekte dank des Auslandskulturnetzwerk zuerst in 23 verschiedenen Städten gezeigt. Nicht als Wanderausstellung alle gemeinsam, sondern jeweils auf einzelne Orte aufgeteilt, einige davon in Österreichischen Kulturforen. Die Auswahl dieser Städte kann diverser kaum sein: Arad, Belgrad, Berlin, Bratislava, Budapest, Bukarest, Istanbul, Kiew, Krakau, Ljubljana, London, Mexiko-Stadt, New York, Prag, Rom, San Francisco, Sarajevo, Teheran, Peking, Tokio, Warschau, Washington, Zagreb. In einer offenen Ausschreibung wurden dafür jeweils für eine Stadt entwickelte Konzepte erbeten. Das übergeordnete Thema lautete „Umbruch in Gesellschaft und Ökologie“ – offen genug für vieles, konkret genug für Anschaulichkeit. Aus den fast 500 Einreichungen wählte das Kuratorenduo Emerging Artists bis Arrivierte aus. Von Anfang an war geplant, zuletzt sämtliche Projekte gemeinsam in Wien im Künstlerhaus zu zeigen.

In manchen Fällen überholte die Realität allerdings das Konzept: Jelena Micić konnte wegen des russischen Angriffskrieges ihren Beitrag über das Verbot von Einwegplastik anhand von Wattestäbchen nicht in Kiew ausführen. Sie entwickelte ihr Projekt stattdessen für das Künstlerhaus. Durch die politischen Unruhen in Teheran musste Linda Berger ihr Projekt umplanen und zeigt jetzt eine überdimensionale, farbenprächtige Wandarbeit im Künstlerhaus, die sich über die Menge der Striche und ihrer Verbindungen, Fülle, Energie bestimmt. Anna Witt wollte für Tokio skulpturale Prototypen für Exoskelette entwickeln, konnte aber nicht hinreisen. Stefanie Moshammer zeigte ihre Videos und Textilcollagen über die Bezüge zwischen Modeindustrie und Massenmode nicht wie geplant in Peking, sondern sandte es an das Yuan Art Museum in Tianjin. Anderes verlief wie geplant, etwa die kleine Gruppenausstellung in Budapest mit fünf jungen Künstler:innen zum Thema Donau. Oder Christian Kosmas Mayers in New York präsentierte Recherche zu dem afroamerikanischen Hochsprungathleten Cornelius Cooper Johnson, der 1936 im Nazi-Deutschland die Goldmedaille gewann. Für Mexiko-Stadt entstand „1030 Days“ von Darja Shatalova: Die Zahl verweist auf den Zeitraum der Pandemie von Februar 2020 bis März 2022. Die Tage sind farblich, grafisch und räumlich übersetzt in ein komplexes, kryptisches, Diagramm-ähnliches  Gefüge, ein vielfarbiger Datenfluss, „messbare und gefühlte Zeitspannen einer Raumzeit, die sich in einem Kunstwerk manifestiert“, wie Marija Nujic dazu schreibt.

Hier könnte jetzt jedes einzelne Projekt angesprochen werden, denn es sind durchwegs spannende Beschäftigungen mit den Austragungsorten. Erstaunlicherweise finden die vielen höchst diversen Beiträge jetzt hier in Wien so eng nebeneinander in den Räumen des Künstlerhauses durchweg genügend Platz, um ihre Tragweite(n) zu entfalten. Oder sich sogar gegenseitig zu bestärken wie Shatalovas transparente Folien neben Olaf Ostens „Home Sweet Home“-Vorhängen, die er für Sarajevo schuf. Osten thematisiert damit „die Komplexität der mehrfachen Heimat“. „On the road again“ nimmt uns mit auf eine Reise durch die Kulturforen rund um die Erde, wo die Künstler:innen jene Diskurse aufgreifen, die gerade auf den weltweiten Biennalen verhandelt werden. (Sabine B. Vogel)

https://www.viennaartweek.at/de/am-ende-einer-langen-reise-on-the-road-again-in-der-kuenstlerhaus-vereinigung/