MORGEN

Christian Helbock / Markus Lobner: MORGEN
Stadtkino im Künstlerhaus, 12.12.2023

Programm:

Attendant (Walking in Susan Philipsz´s “Part File Score” in Hamburger Bahnhof Berlin), 2014, 4:30 min

Freunde und Komplizen, Wiener Festwochen, Tsai Ming-Liang, 2014, 3:30 min

Freunde und Komplizen, Wiener Festwochen, Interview Alexander Kluge, 2014, 4:30 min

Die Kunst der Frau (1910), 2015, 7 min

Morgen. Herbert Brandl – eine Annäherung, 2022, 45 min

Attendant (Walking in Susan Philipsz´s “Part File Score” in Hamburger Bahnhof Berlin) ist die nicht autorisierte Versuchsanordnung eines Museumbesuchs mit Kamera. Untersuchungsgegenstand ist der Berliner Ausstellungsort, Protagonist ein Museumswärter, der inmitten der Klangwelt Hanns Eislers seine beschwerlichen Runden zieht. „Attendant“ führt die 24-Kanal-Sound-Installation von Susan Philipsz wieder zu ihrem Ausgangsmaterial, den filmmusikalischen Kompositionen des Komponisten, zurück.

In Freunde und Komplizen, Wiener Festwochen, Tsai Ming-Liang nähern sich Helbock/Lobner dem chinesisch-malaysischen Filmregisseur und seinem somnabulen Hauptdarsteller Lee Kang-sheng anlässlich der Einrichtung ihrer Film-Installation „It´s a dream“ im Rahmen der Wiener Festwochen. Der Ort des Geschehens ist die inzwischen nicht mehr existente Passage-Galerie des Künstlerhauses. Eine flüchtige Skizze, eine ephemere Notiz.

Ein Interview zum Thema Interview mit dem Altmeister des Genres selbst.  Freunde und Komplizen, Wiener Festwochen, Interview Alexander Kluge zeigt zugleich das, wovon es spricht. Was ist die Aufgabe eines Fragenden? Darf man das Mikrofon sehen? Warum Edgar Reitz und Heiner Müller grundsätzlich nicht antworten und weshalb das Format 16:9 nur eines für liegende Katzen ist. Ein kurzweiliges Gespräch über das gemeinsame Sprechen, präzise ins Bild gesetzt.

Die Kunst der Frau (1910) inszeniert die Kritik auf die gleichnamige Secessionsausstellung der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs als filmisches Kammerspiel. Kamera(mann) und Akteur performen sich in einen oberflächlichen Schwindel. „Zwei zirkuläre Bewegungen, zwei „bildende“ (abbildende) Gesten, kreisen um die Kernaussage männlicher Kritik zur Ausstellung Die Kunst der Frau und dekonstruieren sowohl Aussage wie bildende/abbildende Gesten: Abbildung und damit Festschreibung werden gestört.“ (Barbara Steiner)

Der Film Morgen. Herbert Brandl – eine Annäherung ist kein Künstlerporträt im üblichen Sinne. Davon gibt es schon genug. Es ist auch keine gewöhnliche Dokumentation einer ausserordentlichen Ausstellung im Kunsthaus Graz. Es geht auch nicht um Kunst im Zeichen einer Pandemie und der Schliessungen rundherum, die wir als Lockdowns in unseren Sprachgebrauch übernommen haben. Und doch ist es ein bisschen von allem.
Der Film „MORGEN“ will keinen wissenden Überblick über Dinge geben, die nicht fassbar sind. Vielmehr sind es vorsichtige Annäherungen und Fragen, die hier gestellt werden. Es sind intime Einblicke in vermeintliche Nebenschauplätze, die wir zu sehen und zu hören bekommen. Das Material der Welt ist selten geordnet.

Er offenbart sich als eine Polyphonie von Unverständlichkeiten und Merkwürdigkeiten. Er materialisiert sich in Pathos und Komik, in Lakonie und Unermesslichkeit. Der Film ist eine stupende Suche nach Spuren. Meistens fragmentarisch. Oft seltsam. Aber immer künstlerisch.

TOMORROW. HERBERT BRANDL – AN APPROACH Video, 45 min, AT 2022
A film by Christian Helbock and Markus Lobner

The film „TOMORROW“ is not an artist portrait in the usual sense. There are already enough of those. Nor is it an ordinary documentation of an extraordinary exhibition at the Kunsthaus Graz. Nor is it about art in the sign of a pandemic and the closures all around, which we have adopted as lockdowns in our linguistic usage. And yet it is a bit of everything.The film „TOMORROW“ does not want to give a knowing overview of things that cannot be grasped. Rather, it is cautious approaches and questions that are posed here. They are intimate glimpses into supposed sideshows that we get to see and hear. The material of the world is rarely ordered. It reveals itself as a polyphony of incomprehensibilities and oddities. It materializes in pathos and comedy, in laconicity and immensity. The film is a stupendous search for traces. Mostly fragmentary. Often strange. But always artistic.

Trailer