IN-FORMATION

IN-FORMATION, 2012 – 2014

(Systeme der) Information (In-Formation) bestehen in der Mitte zwischen Material und Konzept, ohne eines der beiden ganz zu sein. (Dan Graham)

IN-FORMATION, die neue Veranstaltungsreihe des Künstlerhaus Wien, bittet die geladenen KünstlerInnen und KuratorInnen,  Auskunft über ihren Produktionsansatz zu geben und diesen auch performativ vorzustellen. Neben dem Sprechakt als Form diskursiver Vermittlung werden also auch Handlungen anderer sprachlichen Ordnungen präsentiert.  IN-FORMATION versteht sich als Fortsetzung der Vortrags- und Interviewreihe PRODUKTION UND SCHWESTERFELDER (2010/2011), in welcher Personen aus unterschiedlichen Institutionen über die spezifischen Kontexte ihrer Kunstfelder referierten. Zentral innerhalb der Reihe IN-FORMATION sind die performativen Akte und eine Aspektverschiebung von einer mehr statischen Auffassung von Kunst auf eine mehr prozesshafte Aufführung und dem Wagnis, das ich hier mit Nowness (Jetztheit) ansprechen möchte. Nowness als ein Moment, der vielleicht einer eben grasierenden Virtualität und Leib-Abwesenheit oder doch  -Fremdheit entgegengestellt werden kann.

Wie schon in der abgeschlossenen Reihe werden in IN-FORMATION die Vorträge über eine website nachzuhören sein und die Performances dokumentiert, und letztlich über eine Buch-Publikation mit begleitenden Texten versammelt.

Die Reihe beginnt im November 2012 mit Michael Riedel und wird  2013/2014 fortgesetzt  mit einer Lecture/Performance von Matt Mullican, einer Ausstellung/Lecture der Klasse für performative Kunst/Carola Dertnig, einer Lecture/Performance von Lilo Nein, einer Lecture/Performance und/oder einem Workshop von Ricardo Basbaum, einer Kino-Performance von Friedel Kubelka  und einer Interview-Performance von Hans-Ulrich Obrist (angefragt).  Weitere Gäste und die genauen Termine für 2013 werden unter: k-haus.at bekanntgegeben.

(Christian Helbock, 2014)

IN-FORMATION # 1

Michael Riedel: „Antrittsrede als neuer Leiter des Frankfurter Kunstvereins und des Künstlerhauses Wien“
gemeinsam mit Matthias Ulrich (Schirn Kunsthalle, Frankfurt a. M.)

22. November 2012, 14 Uhr
Künstlerhaus Kino

Michael Riedel: „Kunste zur Text“ (Algorithmen)

November 2012, 18 Uhr
Akademie der bildenden Künste – IKL
Schweighofergasse 3, Raum 3.06
1070 Wien

Matthias Dusini, Hier spricht dein Präsident!, Falter 48/12 vom 28.11.2012

https://www.falter.at/zeitung/20121128/hier-spricht-dein-praesident/1704240047

IN-FORMATION # 2

Lilo Nein: Do Rehearse Histories
20. Juni 2013

Für die Arbeit „Do Rehearse Histories“ wird der Satz „Die Kunst ist immer so zeitgenössisch wie sie sich fühlt und die Zeit heilt nicht alle Wunden“ auf die Stiegen des Hauptaufgangs des Künstlerhauses angebracht. Der Satz besteht aus den Sprichwörtern „Man ist immer so alt wie man sich fühlt“ und „Die Zeit heilt alle Wunden“, die auf unterschiedliche Weise dekonstruiert sind.

Dazu kommen zwei performative Elemente: eine Musikerin (Elise Mory), die am Balkon auf einem Elektropiano klassische Musik spielt und ein Akkordeonspieler (Christian Selinger) im Ranftlzimmer, der bodenständige Melodien spielt. Die Beiden bilden ein Gegensatzpaar und treten gleichzeitig in einen Dialog. Die Musik des Akkordeonspielers verkörpert die Kultur, das Leben und die Sehnsucht außerhalb bürgerlicher Kunststätten. Die Melodien stehen auch im Gegensatz zur herrschaftlichen Repräsentation des Ranftlzimmers, welches Privilegien, Benimmformen, Gesetze und Regeln verkörpert, und dringen von dort in die Ausstellungsräume und auf die Galerie.

Die Arbeit thematisiert den Hauptaufgang und die umliegenden Räume in ihrer baulichen Struktur, und mit ihren historischen Implikationen. Sie stellt die Frage wie die Zeit ihre Kunst denkt und konzeptualisiert; sie erinnert daran, dass diese Definitionen einem gesellschaftlichen Wandel mitsamt seinen Machtverhältnissen unterliegen.

Kunst kann aus dem Standpunkt der Gegenwart immer als zeitgenössisch betrachtet werden, denn die Gegenwart spiegelt sich in der Vergangenheit und in ihrer Geschichte. Do rehearse histories heißt auch, dass Veränderungen Prozesse sind, die nicht nur mit der Vergangenheit im Dialog stehen, sondern auch in der Gegenwart geprobt werden müssen, um Zukunft werden zu können. Probenprozesse sind in diesem Zusammenhang Prozesse, die in sich immer wieder verändert werden müssen.

(Text: Lilo Nein)

PerformerInnen: Elise Mory, Christian Selinger

IN-FORMATION # 4

Klasse Performative Kunst / Akademie der bildenden Künste Wien: Performative Month 13.9.-13.10.2013

Künstlerhaus Passagegalerie

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe IN-FORMATION von Christian Helbock und dem Künstlerhaus Wien, wurde die Künstlerhaus Passagegalerie für einen Monat zum sich transformierenden Feld von Studierenden der Klasse für performative Kunst. Die Projekte wurden parallel auf dem Blog http://performativemonth.tumblr.com/ dokumentiert. In der gemeinsamen Ausstellung Performative Month – Klasse Performative Kunst wird dieser Blog in die Künstlerhaus Passagegalerie zurück verortet.

Künstlerinnen: Katarina Csanyiova, Johanna Fellner, Lorenz Ganthaler, Nina Herlitschka, Carlos von den Hügeln, Christian Ingemann,Yvonne Lliuya, Lena Rasovsky, Kajsa Rhodin, Consuelo Guijarro Rincon, Lena Lieselotte Schuster, Tiina Sööt, Clara Bro Uerkvitz,Nina Vobruba, Conni Vognstrup, Dorothea Zeyringer, Nicole Ziegler

Eröffnung: Dienstag, 08. Oktober 2013, 19 h Ausstellung: 9. / 10. Oktober 2013, 15 – 19 h

https://performativemonth.tumblr.com/?fbclid=IwAR13KQPSI076UnpTIXrkhXaWuIqCUIUmCnwfJweTFb_ilNTnkDUOHXZoZm8

IN-FORMATION # 4

Friedl Kubelka: Verpackte Geschenke November 2013, 19 Uhr

Ranftlzimmer Künstlerhaus Wien

IN-FORMATION # 5

Covering / Uncovering That Person (Reenactment in favour of Matt Mullican) November 2013, 18 h

Künstlerhaus Wien Im Rahmen der Vienna Art Week: Projecting Worlds

Schauspieler: Dirk Sikorski

Seit einer Performance in The Kitchen, New York im Jahr 1978 arbeitet Matt Mullican mit hypnotischer Trance. In den sogenannten psycho-architectures dringt er unter Anleitung eines Hypnotiseurs in die Welt jenes Anderen ein, den er mit That Person bezeichnet. „Es ist fast wie Psychotherapie der öffentlichen Wahrnehmung. Es ist alles sehr freudianisch. Im Prinzip manifestiert man seine Psychose genau vor den Leuten, vor denen man sich eigentlich schützen möchte.“

In Covering / Uncovering That Person (Reenactment in Favour Matt Mullican) nähert sich der Schauspieler Dirk Sikorski sowohl That Person als auch der Person Matt Mullican auf dekonstruierende Weise, indem er selbst den Raum der psycho-architectures betritt.

Dein Schiff wird kommen Performancekunst bei der Vienna Art Week

Wien – Im Rahmen der Vienna Art Week ist am Donnerstag die Performance Sailing By der beiden Künstler Aldo Giannotti und Gerald Straub angekündigt. Treffpunkt: eine Karaoke-Bar in Wien-Neubau. Dort gibt es chinesische Karaoke-Clips und den Barmann, der dem zweiköpfigen Publikum einen handgeschriebenen Zettel reicht. Man möge nach Währing in eine James-Cook-Bar kommen.

Das Publikum entscheidet sich aber für eine Performance von Matt Mullican im Künstlerhaus. Unterwegs wird die James-Cook- Bar gegoogelt. Es gibt eine. In Feldkirch. Im Künstlerhaus überrascht Galerist Georg Kargl, der Mullican vertritt, mit einem Gruß des US-Konzeptkünstlers: Die Performance sei nicht mit ihm akkordiert, und er sehe seine Rechte als Künstler verletzt. Kurator – und neben dem Schauspieler Dirk Sikorski Co-Performer – Christian Helbock lässt das so stehen.

Sein Reenactment zugunsten von Mullican wirkt jetzt wie ein Stück Appropriation-Art (auf Aneignung, Kopie und Umschreiben von Kunst spezialisiert). Sikorski redet sich mit Körper- und Pinseleinsatz in Mullican hinein: „Ich möchte ein Übertheater schaffen, in dem die Spieler glauben, was sie tun.“ Da meldet sich aus dem Publikum „Kunstterrorist“ Alexander Brener: Mullican sei eine verdammte Diva, man solle das jetzt unterbrechen. Obwohl Brener diesmal auf „Terror“ – spucken oder schmieren – verzichtet, zeigt sich, dass Performance dann am stärksten ist, wenn sie Künstlern und Publikum zu entgleiten droht.

(Helmut Ploebst, Der Standard, November 2013)

https://www.derstandard.at/story/1381374313386/dein-schiff-wird-kommen?fbclid=IwAR2M7w2BuPyW0AY6lm7Fr2KkWY_M43OQoEtmh9SC4OI7Bnb7y6tTaIXyRWg

IN-FORMATION # 6

Ricardo Basbaum: Collective Conversation
Workshop / Vortrag / Präsentation
3.-7. März 2014

Stadtkino im Künstlerhaus / Akademie der bildenden Künste – IKL

Im Rahmen der Künstlerhaus-Reihe IN-FORMATION möchte ich mit einer Gruppe von Teilnehmer_innen, die die Bereitschaft zu ein paar Stunden intensiver Zusammenarbeit mitbringen, eine neue Aktion in meiner Reihe Collective Conversation erarbeiten. Die Aktion besteht in der Erstellung eines gemeinsamen Textes und seines performativen Vortrags. Die in der Conversation zur Sprache kommenden Themen hängen auch von der Zusammensetzung der Gruppe ab, werden aber auf alle Fälle Fragen der Gruppendynamik, der Erfahrung, und des kollektiven oder intersubjektiven Zusammenspiels berühren.

Die Collective Conversation wird als Hörstück aufgezeichnet. Ziel des Projekts ist es, einige Eindrücke und Inhalte als mehrstimmige Wechselrede aller Gruppenmitglieder wiederzugeben und zwar sowohl schriftlich als auch mündlich. Der öffentliche Vortrag findet in Form eines Arrangements mit Refrains, Chorpartien, Pausen, Improvisationen und ähnlichen musikalischen Elementen statt.

(Ricardo Basbaum)

https://berro-nusom.bandcamp.com/track/collective-conversations?fbclid=IwAR3s9tNxfQTwn4njMwDeOG1QelFxrUJnY_99a3OLrONilIuDORdvc4S49dA