Viennale International Film Festival 2011
Kuratoren: Christian Helbock und Dietmar Schwärzler
Im Fokus des Viennale-Specials BETWEEN INNER AND OUTER SPACE stehen Kunsträume: Museum, Galerie, Kunsthalle als zentrale Orte der Präsentation sowie das Atelier/Studio als Produktionsstätte. All diesen Räumen gemein ist eine ideologische Implikation: kein Raum, keine Aktion darin lässt sich a priori als neutral bezeichnen. Die sechs Programme der Schau bestehen überwiegend aus kurzen Filmen, die thematisch gruppiert sind und in welchen ästhetische, ökonomische, performative, architektonische und auch politischen Fragestellungen miteinander kommunizieren.
A STUDY OF RELATIONSHIPS BETWEEN INNER AND OUTER SPACE (1969) von David Lamelas stand am Beginn dieser Reihe. Lamelas Film nimmt einen leeren Ausstellungsraum als Ausgangspunkt, skizziert in Folge die sozialen, städtebaulichen, soziologischen und klimatischen Bedingungen Londons, um letztlich über einfache, subversive Straßeninterviews bei der Mondlandung zu enden. Weg vom White Cube, hinaus aus den konservativen Institutionen lautete ein Credo der 1960er und 1970er Jahre. Dies spiegelt sich ebenso in Lamelas Film wider, wie in DA IST EINE KRIMINELLE BERÜHRUNG IN DER KUNST (1976) von Ulay oder MONO LAKE (1968/2004) von Nancy Holt und Robert Smithson. Gegenwärtig scheint diese Bewegung wieder rückläufig und Kunstschaffende versuchen vermehrt, die Strukturen von innen zu durchdringen. Selbst die alternative oder subkulturelle Kunstszene befindet sich mittlerweile in direkter Allianz zu den etablierten Institutionen. Wie sich Letztere heute unter geänderten gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen zeigen, davon erzählen auch SCENA (2003) von Deimantas Narkevicius und THE GOOD LIFE (2009) von Ronny Heiremans und Katleen Vermeir. Beide Filme nehmen die Architektur von Ausstellungshäusern zum Anlass, um im einen Falle über künstlerische Haltungen, im anderen Falle über elitäre Life-Style-Formen nachzudenken.
The Viennale special RELATIONSHIPS BETWEEN INNER AND OUTER SPACE focuses on art spaces: museum, gallery, Kunsthalle as central places of presentation as well as the studio as a production site. Common to all these spaces is an ideological implication: no space, no action in it can be described a priori as neutral. The six programs of the show consist mainly of short films, thematically grouped, in which aesthetic, economic, performative, architectural and also political issues communicate with each other.
A STUDY OF RELATIONSHIPS BETWEEN INNER AND OUTER SPACE (1969) by David Lamelas stood at the beginning of this series. Lamelas‘ film takes an empty exhibition space as its point of departure, and subsequently sketches the social, urban, sociological, and climatic conditions of London, ultimately ending with the moon landing via simple, subversive street interviews. Away from the white cube, out of the conservative institutions was a credo of the 1960s and 1970s. This is reflected in Lamela’s film as well as in DA IST EINE KRIMINELLE BERÜHRUNG IN DER KUNST (1976) by Ulay or MONO LAKE (1968/2004) by Nancy Holt and Robert Smithson. Currently, this movement seems to be on the decline again and artists are increasingly trying to penetrate the structures from the inside. Even the alternative or subcultural art scene is now in direct alliance with the established institutions. SCENA (2003) by Deimantas Narkevicius and THE GOOD LIFE (2009) by Ronny Heiremans and Katleen Vermeir also tell the story of how the latter present themselves today under changed socio-political conditions. Both films take the architecture of exhibition halls as an occasion to reflect on artistic attitudes in one case and on elitist life-style forms in the other.
Programm:
I like Inside / O like Outside
David Lamelas: A STUDY OF RELATIONSHIPS BETWEEN INNER AND OUTER SPACE UK 1969, sw, 20 min
Nancy Holt/Robert Smithson: MONO LAKE US 1968-2004, Farbe, 20min
Ulay: DA IST EINE KRIMINELLE BERÜHRUNG IN DER KUNST DE 1976, sw, 25 min
Francis Alÿs: WALKING A PAINTING BE/MX/US 2002, Farbe, 4 min
Emma Wolukau-Wanambwa: A SHORT VIDEO ABOUT TATE MODERN UK 2003-2005, Farbe, 5 min
Gleich in seiner ersten Filmarbeit legt David Lamelas die Koordinaten eines Beziehungsgeflechts zwischen Innen und Außen fest. Er untersucht das Camden Arts Center, London in seiner räumlichen Dimension, auf seine technische Ausstattung hin. Er befragt die Mitarbeiter zu deren alltäglichen Verrichtungen. Aus dem geschlossenen Ort der Galerie tritt er dann hinaus in sein nächstes Untersuchungsfeld: den offenen städtischen Raum von Londons City. Der Kunstraum öffnet seine Pforten, wird illuminiert, die gesamte Stadt wird ausgeleuchtet und befragt. Auch hier vergleicht Lamelas Struktur, Bedeutung und reale Verwendung. Der Aufbau der Stadt wird mit ihren Kommunikationssystemen, diese mit ihren Transportwesen in Beziehung gesetzt, der politische Bezirk mit dem kommerziellen Distrikt. Die Recherche greift weiten Raum: Meteorologie, Informationssysteme, Massenmedien. Den Schlusspunkt bilden Interviews zur Aktualität der Mondlandung. Mit einem anderen Aspekt der Grenze respektive Entgrenzung, dem der Orte/Nicht-Orte, beschäftigt sich das Werk Robert Smithsons. Sein Interesse an Salzseen, das mit SPIRAL JETTY einen Höhepunkt finden sollte, entstand durch die Arbeit am Mono Lake Site/Nonsite. Gemeinsam mit Michael Heizer und Nancy Holt dokumentierte er seinen prozessualen Zugang auf Super-8. Nancy Holt, die den Film erst 2004, 30 Jahre nach Smithsons Tod, herausbrachte, ist es zu verdanken, dass sich seine eigene Einschätzung (Er ist völlig chaotisch und eins dieser Dinge, die ich nur einigen wenigen Leuten zeigen möchte) nun relativieren lässt. Ulay hingegen inszeniert in seiner Arbeit den Kunstraub als künstlerische Aktion und mit ihr gleich deren mediale Wirkung dazu. Die politische Atmosphäre am Vorabend des deutschen Herbsts wird anschaulich in der Übergabe des in der Berliner Nationalgalerie entführten Spitzweg-Gemäldes DER ARME POET im Künstlerhaus Bethanien, dort „wo Künstler und linke Gruppen unter einem Dach wohnen“. Los Angeles, 29. April 2002: In WALKING A PAINTING schickt Francis Alÿs ein Bild quer durch die Stadt und verschmilzt seinen Gegenstand – der Kampf zwischen Schwarz und Weiß – mit den ikonischen Szenen der LA Riots. Emma Wolukau-Wanambwas erzählt von Blicken des ausschließlich schwarzen Küchenpersonals auf sie selbst, die einzig schwarze Künstlerin unter Weißen, während eines Workshops in der Tate Modern. Eine kurze, präzise Geschichte von Innen. Von Außen gesehen.
This program deals with the relationship between the inside and the outside. David Lamelas’ A Study of Relationships Between Inner and Outer Space, which has given the film series its name, compares the gallery with urban space, including their structures, meanings and utilisation. The art space is pried open, the world explored. A salt lake is the subject of Mono Lake: Nancy Holt published the film thirty years after Robert Smithson’s (The Spiral Jetty) death. Next, Ulay stages art robbery as a creative act: The restitution of the Spitzweg painting “The Poor Poet”, which had been stolen from the National Gallery, takes place in Berlin’s Künstlerhaus Bethanien art centre. On the other hand, Francis Alÿs sends a picture across the city in Walking a Painting and merges its fight between black and white with scenes of the LA riots. Finally, Emma Wolukau-Wanambwas recounts the black kitchen staff’s gazing at a black artist during a workshop at Tate Modern.
E like Enter
Ulay/Abramović: IMPONDERABILIA YU/DE/IT 1977, sw, 10 min
Brian de Palma: THE RESPONSIVE EYE US 1966, sw, 26 min
Kurt Kren: 47/91 EIN FEST AT 1991, Farbe, 3 min
René Frölke: DIE FÜHRUNG DE 2011, sw, 37 min
Der Eintritt in die Kunstwelt ist nicht einfach, die Berührung zwischen Künstler, Kunstwerk und Besucher meist dialektisch. In der Performance von Ulay/Abramović bleibt dem Publikum nur eins: Es muss sich zwischen den nackten Körpern des Künstlerpaares hindurcharbeiten, um überhaupt Einlass in den Museumsraum zu bekommen. Die scheinbare Nähe zwischen Akteur und Rezipient als Effekt einer Zwangslage. Die wechselseitige Beziehung zwischen Werk und Betrachter führt auch Brian de Palma in seinem frühen, wirklich komischen Dokumentarfilm THE RESPONSIVE EYE vor, dessen Zentrum die legendäre Op-Art-Ausstellung 1965 im MoMA, New York ist. Während Motiv und Grund, Bildnisse und Betrachter im Laufe der Vernissage zusehends verschwimmen, doziert der Wahrnehmungspsychologe Rudolf Arnheim über optische Effekte und visuelle Fallen: „Sehen basiert auf Diskriminierung. Sehen basiert auf der Unterscheidung von Dingen, die voneinander verschieden sind.“ 47/91 EIN FEST reinszeniert ein Silvesterbankett im Wiener MAK als Bildertaumel. Die Trunkenheit des Publikums ist in Krens persönliche Filmsprache übersetzt: Luftballonschnüre wie Bildschlieren, eine kontrapunktische Tonspur. Wie verschieden die Sphären von Kunst, Politik und Wirtschaft sind, wie abgründig und kurios -nicht nur sprachliche- Missverständnisse werden können, enthüllt DIE FÜHRUNG von René Frölke. Der Besuch des damaligen deutschen Staatsoberhaupts im Karlsruher ZKM am Höhepunkt der Wirtschaftskrise ist ein filmisches Vexierbild: „Wann geht was in die wirkliche Bewusstseinlage über?“ fragt Horst Köhler. Der Rektor und Philosoph Peter Sloterdijk ist zur Stelle: „Wir brauchen Medien zur Wiedergewinnung der Wirklichkeit.“
Entry into the art world is not easy, the contact between artist, artwork and visitor usually dialectical. In Ulay/Abramović’s performance, the audience has only one thing to do: it must work its way between the naked bodies of the artist couple in order to gain entry to the museum space at all. The apparent proximity between actor and recipient as the effect of a predicament. The reciprocal relationship between work and viewer is also demonstrated by Brian de Palma in his early, truly comic documentary THE RESPONSIVE EYE, which centers on the legendary 1965 Op Art exhibition at MoMA, New York. While motif and reason, likeness and viewer become visibly blurred in the course of the opening, the psychologist of perception Rudolf Arnheim lectures on optical effects and visual traps: „Seeing is based on discrimination. Seeing is based on the discrimination of things that are different from each other.“ 47/91 EIN FEST re-stages a New Year’s Eve banquet at Vienna’s MAK as a frenzy of images. The drunkenness of the audience is translated into Kren’s personal film language: balloon strings like picture lines, a contrapuntal soundtrack. How different the spheres of art, politics and economy are, how abysmal and curious -not only linguistic- misunderstandings can become, is revealed in THE GUIDANCE by René Frölke. The visit of the then German head of state to the Karlsruhe ZKM at the height of the economic crisis is a cinematic conundrum: „When does what become real consciousness?“ asks Horst Köhler. Rector and philosopher Peter Sloterdijk is on hand: „We need media to recover reality.“
S like Studio
Bruce Nauman: WALKING IN AN EXAGGERATED MANNER AROUND THE PERIMETER OF A SQUARE US 1967-68, sw, ohne Ton, 10 min
Derek Jarman: STUDIO BANKSIDE UK 1970-73, Farbe, 7 min
Carlos Vilardebó: LE CIRQUE DE CALDER FR 1961, Farbe, 19 min
Hsieh Tehching: ONE YEAR PERFORMANCE 1980-81 (TIME PIECE) US 1980-1981, Farbe, ohne Ton, 6 min
Friedl vom Gröller: LE BAROMÈTRE AT 2004, sw, ohne Ton, 3min
Vito Acconci: TURN-ON US 1974, sw, 22 min
Der Arbeitsraum als Welt für sich. Bruce Nauman´s Arbeiten im Studio sind Traktate: Abhandlungen über die gegenständliche Welt. Seine Vorführungen sind Vollzug und Deklination auf gegebenem, klar umrissenem Terrain. MANIPULATING THE T-BAR ( WALKING IN AN EXAGGERATED MANNER AROUND THE PERIMETER OF A SQUARE) ist eine filmische Ouvertüre zu einem Werk von anhaltender Stringenz. In STUDIO BANKSIDE wird das Atelier zum Lebensraum, der im Alltag von Derek Jarman verortet ist. Im Zeitraffer wechseln Motive, verweben sich Arbeit, Freundschaft, Liebe und urbanes Ambiente (das die Gegend der heutigen Tate Modern zeigt) zu dichten visuellen Notizen. LE CIRQUE DE CALDER ist das Portrait des Künstlers als Zirkusdirektor. Der Produktionsraum, das kindliche, augenzwinkernd inszenierte Spektakel, und der Präsentationsraum fallen hier in eins. Extrem im Zugang und der zeitlichen Ausdehnung ist ONE YEAR PERFORMANCE 1980-81. Hsieh Tehching hält sein Leben im Atelier stündlich (!) mit der Stechuhr fest; dokumentiert es mit einem 16mm Kaderfoto. Ein Jahr wird zum sechsminütigen Film verdichtet. Ein semiotisches Wechselspiel von Zeigen und Betrachten (und Betrachtet werden) vollzieht LE Baromètre. Friedl vom Gröller ladet einen fremden Mann zu sich in ihre kleine Pariser Wohnung, das zugleich auch Atelier ist und konfrontiert den Gast mit einem Striptease. Der männliche Blick als Zentrum, als gebrochene Spiegelung die Handlung der weiblichen Akteurin, die letztlich selbst vor das Objektiv tritt. TURN-ON gerät zum distanzlosen Dialog, zur eindringlichen Interaktion mit dem Betrachter: „It´s me.“ „I´m waiting for you.“ So insistierend Acconcis Stimme auch ist, so nah die Kamera seinem Gesicht auch kommt, die Getrenntheit der Handlungsräume bleibt unüberbrückbar. Wenn der Einsatz des Künstlers aufs Ganze geht, kann das Resumé auch heissen: “No more galleries, no more museums.” “I can´t find any reason to do art.”
Work space as a world in itself. Bruce Nauman’s studio works are treatises on the representational world. On the other hand, Derek Jarman’s Studio Bankside converts the studio into a living space where motifs change in fast motion: work, friendship, love and urban ambiance. Carlos Vilardebós’ study Le Cirque de Calder is a portrait of the artist as a director of a circus, where productive space, the staged spectacle and presentation space coincide. In One Year Performance 1980-81 (Time Piece), Hsieh Tehching captures his life in the studio in hourly (!) intervals for a whole year by using a time clock and taking a picture. The result is a six-minute film poem. Friedl vom Gröller’s work performs a semiotic interplay of showing and viewing: The male view and the female actress are reflected in Le Baromètre. Finally, Vito Acconci’s Turn-On becomes a blunt dialogue with the viewer: “It’s me.” “I’m waiting for you.”
C like Collector / E like Economy
John Schott, Ej Vaughn: AMERICA´S POP COLLECTOR: ROBERT C. SCULL – CONTEMPORARY ART AT AUCTION US 1974, Farbe, 72 min
Sadr Haghighian/Judith Hopf/Florian Zeyfang: PROPRIO APERTO DE 2005, Farbe, 5 min
Die Figur des Sammlers zählt wohl zu den umstrittensten und zugleich umschwärmtesten Bereichen des Kunstkontextes. Mit diesem Tätigkeitsfeld sind sowohl das großbürgerliche Mäzenatentum, der Kunstliebhaber, der Kunstkenner, als auch der kalkulierende Ökonom, Investor oder High-Society Avisionado assoziiert. Gerade im Verhältnis Kunstschaffende / Sammler zeigen sich oft Haltungen, aber auch Abhängigkeitsverhältnisse. Genau diese Ambivalenz, gepaart mit einer gehörigen Portion Humor, zeichnet das von John Schott und Ej Vaughn konzipierten Portrait „AMERICAS POP COLLECTOR. ROBERT C. SCULL – CONTEMPORARAY ART AT AUCTION aus, welches die Grundsatzfragen „Wer, Was, Wo und Wie“ bereits im Titel skizziert. Robert C. Scull baute sich sein Vermögen mit einem Taxiunternehmen auf, seinen Reichtum markierte er aber mit seiner Kunstsammlung, dessen Schwerpunkt die Pop Art darstellt. Werke von Andy Warhol, Willem de Kooning, Frank Stella, Robert Rauschenberg, Franz Kline, Barnett Newman und anderen kaufte er frühzeitig ein, zu einem Zeitpunkt, zudem wenige Andere in diese Kunstrichtung investierten und die Ankaufspreise auch noch im Keller waren. 1973 standen 50 Werke wieder zur Auktion, deren hier näher beleuchtete Vorbereitungen, Hintergründe und Kommentare eine reichhaltige Fundgrube der Mechanismen des Kunstmarktes präsentieren. Der kurze Fotofilm PROPRIO APERTO gewährt überraschende Einblicke in des Biennalegelände Venedigs außerhalb der Spielzeiten. Sadr Haghighian, Judith Hopf und Florian Zeyfang machten sich im Winter auf die Reise durch den verwahrlosten Parcours der Giardinis und kompilierten aus den geführten Gesprächen einen Voice-Over Text, der um Gegenkulturen, Architekturruinen und das Dasein in der Kulturhegemonie kreist.
The figure of the collector is probably one of the most controversial and at the same time most idolized areas of the art context. This field of activity is associated with both upper-middle-class patronage, the art lover, the art connoisseur, and the calculating economist, investor, or high-society avisionado. Especially in the relationship art creator / collector often show attitudes, but also dependency relationships. It is precisely this ambivalence, coupled with a good dose of humor, that characterizes the portrait conceived by John Schott and Ej Vaughn, „AMERICAS POP COLLECTOR. ROBERT C. SCULL – CONTEMPORARY ART AT AUCTION, which already outlines the basic questions „Who, What, Where and How“ in the title. Robert C. Scull built his fortune with a cab business, but he marked his wealth with his art collection, whose main focus is Pop Art. He bought works by Andy Warhol, Willem de Kooning, Frank Stella, Robert Rauschenberg, Franz Kline, Barnett Newman and others early on, at a time when few others were investing in this art movement and when purchase prices were still in the basement. In 1973, 50 works were up for auction again, whose preparations, backgrounds, and commentaries, examined in more detail here, present a rich treasure trove of the mechanisms of the art market.
The short photo film PROPRIO APERTO offers surprising insights into the Venice Biennale grounds outside the season. Sadr Haghighian, Judith Hopf and Florian Zeyfang set out on a journey through the neglected parcours of the Giardinis in winter and compiled a voice-over text from the conversations they had, which revolves around countercultures, architectural ruins and existence in the cultural hegemony.
A like Architecture
Dora Garcia: FILM (HÔTEL WOLFERS) ES 2007, sw, 11 min
Anri Sala: LE CLASH AL 2010, Farbe, 9 min
Ulla von Brandenburg: SINGSPIEL DE 2009, sw, 15 min
Mark Leckey: MADE IN ´EAVEN UK 2004, Farbe, ohne Ton, 2 min
Tamar Guimarães: CANOAS BR 2010, Farbe, 13 min
Andrea Fraser: WELCOME TO THE WADSWORTH: A MUSEUM TOUR US 1991, Farbe, 25 min
Isaac Julien: THE ATTENDANT UK 1992/93, Farbe, 8 min
Rosalind Nashashibi/Lucy Skaer: FLASH IN THE METROPOLITAN UK 2006, Farbe, ohne Ton, 3 min
Deimantas Narkevicius: SCENA LT 2003, Farbe, 9 min
Ronny Heiremans/Katleen Vermeir: THE GOOD LIFE BE 2009, Farbe, 16 min
Das libidinöse Verhältnis zwischen Kunst und Architektur kann sich auf unterschiedliche Weisen ausdrücken. FILM (HôTEL WOLFERS) von Dora Garcia ist Spurensuche und Besitznahme, Hommage und Reflexion, eine Abhandlung zur Architektur – nicht zuletzt der des filmischen Raums. Während die Kamera ruhig durch die unbewohnten Räume des Henry van de Velde-Gebäudes fährt, die Wände auf Linien, Bruchstellen und Textur untersucht, bewegt sich die Tonspur im Skript von Samuel Becketts FILM aus dem Jahr 1965. Die Frage nach dem sozialen Aspekt von Kunst und Architektur stellt Anri Sala in LE CLASH. Ein Kulturzentrum in Bordeaux wird mit Ostberliner Plattenbauten gegengeschnitten, eine Drehorgel-Version mit einer Spieldosen-Variante des Punk-Klassikers von The Clash kontrastiert. Moderne und Utopie, Realität und Desillusion: „Should I Stay or Should I Go”. Auch in SINGSPIEL von Ulla von Brandenburg bewegt sich die Kamera in einer einzigen langen Fahrt durch eine Ikone der Moderne, Le Corbusier´s Villa Savoye. Das Haus ist hier Spielplatz einer undurchsichtigen Familiengeschichte, die um Erinnern und Vergessen, Gestern und Heute kreist. Die Figuren wirken gespensterhaft. Seltsam entrückt singt eine Kinderstimme: „Gestern war nicht morgen /und heute ist nicht hier.“ In Bezug auf Jeff Koons´ „Rabbit“ sagt Mark Leckey: „Ich mag die Idee von einer nahezu unmenschlichen Perfektion.“ In MADE IN ´EAVEN umkreist die Kamera die glänzende Skulptur von Koons, in der sich bloß das leere Atelier Leckeys -aber keine Aufnahmeapparatur- spiegelt. Das Paradox einer Gleichzeitigkeit von Vergangenem und Gegenwärtigem thematisiert CANOAS von Tamar Guimarães, in welchem die Autorin Aspekte der Sozial- und Mentalitätsgeschichte Brasiliens integriert. Auf einer Party spiegeln sich in den Elementen der Architektur von Oscar Niemeyer Vertreter der weißen, besitzenden Klasse und deren Hausangestellte, ohne sich tatsächlich zu vermischen.
The libidinous relationship between art and architecture can express itself in different ways. FILM (HôTEL WOLFERS) by Dora Garcia is a search for traces and possession, homage and reflection, a treatise on architecture – not least that of cinematic space. While the camera quietly moves through the unoccupied rooms of the Henry van de Velde building, examining the walls for lines, fractures and texture, the soundtrack moves along the script of Samuel Beckett’s 1965 FILM. Anri Sala raises the question of the social aspect of art and architecture in LE CLASH. A cultural center in Bordeaux is juxtaposed with East Berlin prefabricated buildings, a barrel organ version is contrasted with a music box variant of The Clash’s punk classic. Modernity and utopia, reality and disillusion: „Should I Stay or Should I Go“. In SINGSPIEL by Ulla von Brandenburg, the camera also moves in one long journey through an icon of modernism, Le Corbusier’s Villa Savoye. Here, the house is the playground of an opaque family history that revolves around remembering and forgetting, yesterday and today. The figures seem ghostly. Strangely enraptured, a child’s voice sings, „Yesterday was not tomorrow /and today is not here.“ In reference to Jeff Koons‘ „Rabbit,“ Mark Leckey says, „I like the idea of an almost inhuman perfection.“ In MADE IN ‚EAVEN, the camera circles Koons‘ gleaming sculpture, which merely reflects Leckey’s empty studio – but no recording equipment. The paradox of a simultaneity of the past and the present is the theme of CANOAS by Tamar Guimarães, in which the author integrates aspects of Brazil’s social and mental history. At a party, the elements of Oscar Niemeyer’s architecture mirror representatives of the white, owning class and their domestic servants, without actually mixing.
Presse:
https://www.derstandard.at/story/1319180885003/ausgestellte-verwirrungen
https://oe1.orf.at/artikel/289138/Viennale-zeigt-Kunstraeume-im-Film