1503.

Künstlerhaus Wien 23.6. – 25.9.2022

Das Künstlerhaus ist eine der ersten „artist-run institutions“ des deutschsprachigen Raums. Die „Genossenschaft der bildenden Künstler im Künstlerhaus“, aus der später die „Gesellschaft der bildenden Künstler im Künstlerhaus“ hervorging, agiert seit ihrer Gründung 1861 ohne Unterbrechung als genreinklusive Vereinigung. Die von Georg Schöllhammer und Fanny Hauser kuratierte und von Johannes Porsch mitrecherchierte und gestaltete Mitgliederausstellung 2022 konfrontiert die Gegenwart des Hauses mit seiner vielgestaltigen Vergangenheit, in der sich die Aufbrüche, Konflikte und antagonistische Strömungen der österreichischen visuellen Künste paradigmatisch abbilden.

Sie hinterfragt dabei die Gemeinplatz gewordene Dichotomie zwischen den 1897 im Eklat aus dem Verein ausgetretenen „avantgardistischen“ Secessionisten und dem inklusiv agierenden und daher oft als konservativ apostrophierten Künstlerhaus mit dessen Geschichte und Gegenwart, um das komplexe Gewebe paralleler ästhetischer Praxen, kunstpolitischer Handlungsfelder und Auseinandersetzungen sowie sozialer Ein- und Ausschlüsse anhand exemplarischer Werke, Motive und Debatten, die das Künstlerhaus bestimmten zu rekonstruieren und zu re-kontextualisieren.

„Künstlerhaus“ meint in Wien aber nicht nur die Künstler*innengesellschaft, sondern auch den von August Weber entworfenen Ringstraßenbau am Karlsplatz, dessen Bau-, Umbau- und Ausstellungsgeschichte eine weitere Folie der Schau und des von Johannes Porsch entwickelten Displays der 1503. Ausstellung bildet. In dieser Geschichte sind Moden und Formen des jeweils dominierenden Zeitgeschmackes eng verwoben und haben  ihre Ästhetiken eingeschrieben, wobei jedoch gerade letztere oft auch in Widerspruch zu den künstlerischen und gesellschaftlichen Positionen der Vereinigung stand.

In dialogischen Konstellationen von aktuellen und historischen Positionen aus Malerei, Grafik, Skulptur, Fotografie, Film, Szenografie und Architektur und begleitet von ausgewählten Archivalien aus der Institutions- und Ausstellungsgeschichte des Künstlerhauses sollen sich in der Ausstellung historische Gemengelagen mit den rezenten Debatten der Gegenwartskunst verwickeln und damit für letztere anschlussfähig werden.

Eine intensive Archiv- und Atelierrecherche im Vorfeld der Schau galt den dabei neben renommierten auch verdrängten, vergessenen und zu Unrecht unterbelichteten Künstler*innen und der Geschichte von Frauen in der Vereinigung. Die Blickverschiebungen und oft unerwarteten Bezugsachsen, welche sich dabei aus der Vielschichtigkeit und Diversität künstlerischer Haltungen und Arbeitsweisen der Mitglieder und ihrer ästhetischen, politischen und sozialen Verortung entfalten, bilden den Subtext dieser Ausstellung.

Recherche und Ausstellung dokumentiert eine Publikation gleichen Titels. Für die Gestaltung ihres – von Buch zu Buch variierenden – Schutzumschlages wurden alle aktiven Mitglieder der Künstlergesellschaft eingeladen ein Sujet aus ihrer Arbeit zur Verfügung zu stellen. Damit wird die Publikation selbst zum Ausstellungsort, welcher die Vielfalt der im Künstlerhaus heute versammelten ästhetischen Praxen abbildet.

Künstler*innen: Friedrich von Amerling, Gudrun Baudisch-Wittke, Peter Benedek, Ernst Beranek, Fritz Bergler, Christa Biedermann, Arik Brauer, Ruth Brauner, Kurt Brazda, Dietmar Brehm, Martin Bruch, Manfred Büttner, Theres Cassini, Eduard Charlemont, Eva Choung-Fux, Miloslav Cicvárek, Alfred Czerny, Die Damen, Margret Dieberger-Wenzel-Jelinek, Leslie de Melo, Inge Dick, Josef Dobrowsky, Christian Eder, Fria Elfen, Michael Endlicher, Tino Erben, Mathilde Esch, Karlheinz Essl, Anselm Feuerbach, Ben G. Fodor, Herbert W. Franke, Adolf Frohner, Robert Fuchs, Remigius Geyling, Barbara Graf, Sabine Groschup, Harald Grünauer, Susanne Guzei-Taschner, Heinrich Tahedl, Albert Paris Gütersloh, Evelyn Gyrcizka, Christian Helbock, Monika Hubmann, Isolde Jurina, Robert Kabas, Gerhard Kaiser, Felix Kalmar, Franz Katzgraber-Kagra, Kitty Kino, Evelin Klein, Käthe Kollwitz, Walter Kölbl, Friedrich König, Martina Kudláček, Holger Lang, Bertold Löffler, Anestis Logothetis, Karin Mack, Hans Makart, Fritz Maierhofer, Gerda Matejka-Felden, Hans Mayr, Claus Mayrhofer Barabbas, Georg Jerzy Merkel, Leopold Metzenbauer, Josef Mikl, Rudi Molacek, Constance Murdock, Robert Newald, Kurt Ohnsorg, Ingrid Opitz, Heide Pils, Herbert Pasiecznyk, Carl Theodor von Piloty, Emil Pirchan, Michael Powolny, Lois Pregartbauer, Tanja Prušnik, Willy Puchner, Eva S. Pusztai, Ferry Radax, Reinhold Rebhandl, Marie Rosenthal-Hatschek, Martina Reinhart, Anton Romako, Karl Rössing, Beate Schachinger, Josef Schagerl, Hilda Jesser-Schmid, JE Schumi, Stefan Schwartz, Edda Seidl-Reiter, Hubert Sielecki, Fritz Silberbauer, Gerhard Wind , Wolfgang Stifter, Oswald Stimm, Robert Streit, Heinrich Sussmann, Richard Teschner, Elsa Olivia Urbach, Eduard Veith, Linde Waber, Walter Weer, Sabine Weiger, Natalia Weiss, Fridolin Welte, Ferdinand Welz, Jana Wisniewski, Luise Wolf-Stepanik, Theodor Zasche, Hedwig zum Tobel, u.a.

1503. Mitgliederausstellung (“1503. Members’ Exhibition”) is appearing on the occasion of the same-named exhibition at the Künstlerhaus Wien. The exhibition—curated by Fanny Hauser and Georg Schöllhammer in collaboration with Johannes Porsch—confronts the present era of the Künstlerhaus with its polymorphic past in which the upheavals, conflicts and antagonistic tendencies in Austrian visual arts are paradigmatically represented. Featuring a dialogic constellation of current and historical positions and including selected archival material from the long narrative regarding the institution and its exhibitions, a wide range of clashing discourses from the past has been combined with debates now being conducted by contemporary art.

Christian Helbock has documented the 1503. Members`Exhibition photographically for this book. Thus, this publication has also become a photo book, in which the aesthetic diversity of the Künstlerhaus Wien comes to light. This variety is also reflected in the cover of the publication, for which all active members of the artists’ association were invited to furnish a depiction. A total of 191 members participated in the project. With these 191 different covers, the catalogue itself has been transformed into an extended exhibition space.

https://www.vfmk.org/books/1503-mitgliederausstellung